Welche Physiotherapie bei Bandscheibenvorfall? Antworten und Erläuterungen

Nichtsahnend sitzen Sie wie jeden Tag im Büro vor dem Rechner. Just drehen Sie sich nach rechts zum Drucker, und plötzlich verspüren Sie ein schmerzhaftes Ziehen im unteren Rücken. Sodann drehen Sie sich wieder zum Bildschirm in der Hoffnung, dass dieser Schmerz nachlässt, aber er wird immer schlimmer. Was ist da passiert? Ist es womöglich ein Bandscheibenvorfall? Welche Symptome sprechen für einen klassischen Bandscheibenvorfall? Was kann ich akut gegen den Schmerz im Rücken tun? Welcher Arzt kann mir helfen, und wie lange dauert ein Bandscheibenvorfall an bis ich wieder arbeitsfähig bin? All diese Fragen beantworte ich im folgenden Ratgeber und erkläre Ihnen zudem, warum Physiotherapie bei einem Bandscheibenvorfall eine gute Methode zur Behandlung und Vorbeugung darstellen kann.

Bandscheibenvorfall Symptome – Diagnose

Welche Symptome sprechen für einen Bandscheibenvorfall?

  • lokaler, punktueller Schmerz im betroffenen Wirbelsäulensegment
  • ausstrahlender Schmerz ins Bein bis hin zum Fuß oder nur stellenweise auftretend
  • Taubheit oder Übersensibilität der Haut
  • Muskelschwäche, Lähmungserscheinungen oder Krämpfe

Was ist ein Bandscheibenvorfall und warum ist er so schmerzhaft?

Das Bandscheibengewebe selbst ist weder durchblutet noch mit Nerven durchsetzt. Bandscheiben können deshalb nicht weh tun, wenngleich man es „an der Bandscheibe hat“. Verlässt eine Bandscheibe bei einem Vorfall ihren angestammten Ort, so kann sie gegen Nerven oder jene Blutgefäße drücken, welche die Nerven versorgen. Handelt es sich um sogenannte „sensible“ Nerven, können deren Ausfallerscheinungen von Taubheit über Kribbeln bis Schmerz reichen. Ist der betroffene Nerventyp „motorisch“, so reichen die Symptome von Lähmungen über muskuläre  Schwäche oder aber auch Krämpfe.

Der Mensch hat 23 Bandscheiben, welche bis auf die ersten beiden Wirbel alle Wirbel miteinander verbinden. Sie sind mit dem Wirbelköper verwachsen und schließen bündig mit dessen Rand ab. Von einem Bandscheibenvorfall sprechen wir in der Physiotherapie, wenn sich das Gewebe einer Bandscheibe verlagert und seine angestammte Position verlässt. Dieser raumfordernde Prozess wird je nach Schweregrad und Ausbreitung als Bandscheibenvorwölbung oder Bandscheibenvorfall bezeichnet. Auch in der Physiotherapie hielt sich lange die Wahrnehmung, eine Bandscheibe habe einen gallertartigen Kern, der bei einem Bandscheibenvorfall nach außen rutscht. Diesen Kern gibt es tatsächlich, jedoch härtet er bereits in der frühkindlichen Entwicklung zu einer fest-elastischen Struktur aus. Die modernere Sichtweise skizziert die Bandscheibe deshalb eher als eine Scheibe aus Fasern und Faserringen – ähnlich einer rohen Zwiebel. Diese Fasern erlangen durch wechselhafte Druck- und Zugverhältnisse, also abwechslungsreiche Bewegung und Belastung im Alltag, eine negative elektrische Spannung. Wie ein Magnet können diese Fasern nun die so wichtige Pufferflüssigkeit in der Bandscheibe speichern.

Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?

Eine Bandscheibe ähnelt einer rohen Zwiebel, die man aufschneidet. Auch sie weißt Fasern auf, an denen Flüssigkeit gebunden wird. Eine Bandscheibe lädt diese Fasern quasi wie ein Dynamo durch wechselhafte Bewegungen mit negativer elektrischer Spannung auf und erhöht somit ihre wortwörtliche (magnetische) Anziehungskraft gegenüber Wasser. Bei monotoner oder zu belastender Arbeit im Alltag wie beispielsweise ein Job am Schreibtisch oder übermäßige Gartenarbeit, verlieren die Bindegewebsfasern der Bandscheibe an negativer Ladung und dünnen immer mehr aus. In der Folge kann eine geschädigte Bandscheibe sich weder gut verformen noch ausreichend Flüssigkeit speichern – sie trocknet zunehmend aus und wird anfällig für Risse in ihrem äußersten Faserring. Bei einem Bandscheibenvorfall reißt oder platzt dieser Ring auf, und die Bandscheibe ist fortan kein geschlossenes System mehr. Gelenkmechanisch ist eine Bandscheibe dann vergleichbar mit einem Wasserbett mit einem Riss oder einer verschlissenen Gummifederung eines alten Mini Cooper, welche damals alle 10.000km erneuert werde musste aufgrund genau dieses Problems. Die Bewegungsführung der einzelnen Wirbel und Gelenke leidet ebenso wie Nerven und Blutgefäße, gegen die jetzt Bandscheibenmaterial drücken kann. Die Symptome können mannigfaltig sein und sind hier im Vorfeld grob beschrieben. Faustregel: Ein klassischer Rücken- oder Nackenschmerz ist meist harmloser als irgendwelche Symptome, die von der Wirbelsäule in die Extremitäten ausstrahlen oder sich nur in den Extremitäten befinden.

Die Physiotherapie bei einem Bandscheibenvorfall sollte also stets kausal und ursächlich erfolgen. Man behandelt quasi von innen nach außen. Die Ernährungssituation der Bandscheibe hat durch jahrelange, oftmals monotone Belastung gelitten. Die Bandscheibe wurde immer trockener und unelastischer, bis sie letztendlich einen Riss bekam. Nun muss man das beschädigte Gewebe bestmöglich therapieren und die Ernährungssituation der Bandscheibe verbessern, damit sie sich fortan wieder geschmeidiger verformen kann und ihrer Pufferfunktion nachkommt. An erster Stelle hier mit Krafttraining zu beginnen, würde der Bandscheibe nicht helfen und die schlechten Bewegungsabläufe der Gelenke sogar regelrecht bekräftigen. Die Analogie zum legendären Mini Cooper wäre: Einem verzogenen Fahrwerk und einer ausgeschlagenen Federung begegnet man korrigierend nicht zuallererst mit mehr Kraft/ Gas geben. In erster Linie gilt es zu beachten, dass die Physiotherapie nicht zwingend beim Muskelaufbau stattfindet, welcher oftmals als Allheilmittel propagiert wird – insbesondere von Fitnessstudios. Ihre Problematik und Schwachstelle liegt nach eingehender Diagnostik vom Orthopäden und Physiotherapeuten im Bandscheibengewebe. Warum sollten Sie also zunächst Ihr Augenmerk auf das Muskelgewebe lenken, sobald Sie mit der Physiotherapie begonnen haben?

Bandscheibenvorfall – was tun akut?

Eine genaue, bildgebende Diagnostik ist meist zwingend erforderlich. Ein Orthopäde als Facharzt stellt Ihnen eine Überweisung für ein MRT (Magnetresonanztomografie)  aus. Sie brauchen keine Angst vor der „Röhre“ zu haben: Die Bilder werden über ein magnetisches Feld erzeugt, welches auf die elektrischen Ladungen Ihrer körpereigenen Zellen reagiert. Sie sind zu keinem Zeitpunkt schädlicher Strahlung ausgesetzt.

Die häufigsten Bandscheibenvorfälle finden sich in der Lendenwirbelsäule und Halswirbelsäule, nur etwa 5-7% finden in der Brustwirbelsäule statt, da diese durch die Rippen viel besser geschützt ist und keinen extremen Verformungen ausgesetzt ist. Als Sofortmaßnahme für Patienten, die einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule haben, gilt das regelmäßige Hochlagern der Beine in einer Stufenbettposition. Winkeln Sie dazu Ihre Beine in Knie und Hüfte rechtwinkelig an und unterlagern Sie die Schenkel dabei. Man kann sich zum Beispiel einfach auf den Boden legen und die Beine auf die Sitzfläche eines Stuhles. Diese Position  sollten Sie anfangs fünfmal am Tag für 30 Minuten einnehmen.

Folgende physiotherapeutische Vorgehensweise bei einem Bandscheibenvorfall hat sich bei mir im Praxisalltag bewährt:

Physiotherapie bei Bandscheibenvorfall

Physiotherapie bei Bandscheibenvorfall

Warum kann Krankengymnastik bei einem Bandscheibenvorfall helfen?

Folgende Punkte sprechen für die physiotherapeutische Behandlung:

  1. Verbesserung und Wiederherstellung des natürlichen Bewegungsverhaltens der Wirbelgelenke über optimierte Bandscheibentrophik. Kleine genormte Bewegungsabläufe, welche der Patient auch wunderbar alleine zuhause fortführen kann, helfen bei einem Bandscheibenvorfall, die Pufferfähigkeit und Ernährungslage der Bandscheibe zu verbessern, ja, sie wieder „feuchter“ werden zu lassen. Die Bandscheibenfasern laden sich quasi wieder elektrisch auf durch Bewegungsenergie und können die Gewebsflüssigkeit wieder besser an sich binden.
  2. Kompensatorische und korrigierende Mobilisation der Nachbargelenke mittels Manueller Therapie. Der Physiotherapeut versucht mit seinen Behandlungsgriffen, das physiologische Bewegungsverhalten dadurch zu verbessern, indem er quasi Reserven aus den Nachbargelenken rekrutiert. Ist das Wirbelsegment eines Bandscheibenvorfalles in der Regel instabil und überbeweglich, so sind die Nachbargelenke und Wirbel oftmals zu steif. Mobilisierende Techniken der Manuellen Therapie gleichen das Bewegungsverhalten an und „ökonomisieren“ es. Der Körper soll für eine Bewegung wirklich nur den erforderlichen Material- und Energieaufwand betreiben.
  3. Absicherung der verbesserten Bewegungsfähigkeit. In der Physiotherapie bei Bandscheibenvorfall rückt nun tatsächlich die Therapie und das Training mit dem aktiven Bewegungsapparat, unseren Muskeln, immer mehr in den Fokus. Stabilisierende und kräftigende Übungen sollen die Wirbelsäule schützen und unterstützen. Dehnübungen sind ebenfalls vitaler Bestandteil dieses Therapieabschnittes.

Wie lange dauert die Behandlung eines Bandscheibenvorfalls und wann bin ich wieder arbeitsfähig?

So unterschiedlich wie der Schweregrad und Ursprung eines Bandscheibenvorfalles, so differenziert muss man die Erfolgsaussichten einer konservativen, also i.d.R. physiotherapeutischen Behandlung, betrachten. Als grobe Marschroute sollten Sie sich aber auf viele Wochen bis einige Monate Physiotherapie einstellen. Dazu kommt: Bandscheibenpatient bleibt man sein ganzes Leben lang. Man kann zwar das vorhandene Gewebe in seinen Eigenschaften verbessern, zerrissenes, verloren gegangenes Bandscheibengewebe kann die Natur nicht neu anlegen. Viele Patienten erleben deshalb eine Achterbahnfahrt der Symptome, weil der Bandscheibenvorfall und dessen Symptome irgendwann „weg“ waren, man keine Übungen oder Sport mehr machte und dem Körper gleichzeitig wieder eine höhere Alltagsbelastung zumutete, und auf einmal der Bandscheibenvorfall wieder da war. Ich vergleiche Bandscheibenvorfälle immer mit einem U-Boot: Es ist längst da, bevor man es sieht, und nur weil man es nicht sieht, ist es nicht wirklich verschwunden.

Die Arbeit sollte man frühestens nach Abklingen der ausstrahlenden Symptomatik wieder aufnehmen.

Bandscheibenvorfall Behandlung – was zahlt die Krankenkasse?

Gesetzlich Versicherte bekommen für die Behandlung Rezepte ausgestellt, für die es einen Eigenanteil zu leisten gilt zu Beginn der Physiotherapie. Dieser liegt bei einem klassischen 6er Rezept über Krankengymnastik bei ca. 20€ für alle sechs Termine. Ob und wie viele Rezepte im Folgenden vom Arzt ausgestellt werden, variiert sehr stark. In meiner Privatpraxis stoße ich bislang zum Glück selten an die Grenze, an der die physiotherapeutische Arbeit nicht mehr von der Versicherung getragen wird.

Fazit – Bandscheibenvorfall mit Physiotherapie langfristig entgegenwirken

Man kann die Frage nach der richtigen Physiotherapie bei Bandscheibenvorfall leider nicht pauschal beantworten. Andererseits ist dieser Umstand genau das, was mich nach Jahrzehnten in diesem Beruf immer noch motiviert. Jeder Patient ist anders, und jede Prognose ist nur so gut wie der reale Fall, welcher am Ende des Tages eintritt. Ich biete Ihnen bei mir in meiner Privatpraxis in Altona eine fast einzigartiges Konzept: Durch meine langjährige physiotherapeutische Berufserfahrung und meine Tätigkeit als Personal Trainer verschwimmen die Grenzen zwischen Therapie und Training mehr und mehr. Ich begleite Sie nicht nur durch die zähe, oftmals schmerzhafte Anfangsphase eine Bandscheibenvorfalles. Nein, ich stehe Ihnen auch noch mit Rat und Tat zur Verfügung, wenn es gilt, Behandlungserfolge durch gezieltes Training langfristig abzusichern. Viele Patienten waren am Ende unserer Zusammenarbeit sogar gesünder und fitter denn je.

Sie leiden schon länger unter Bandscheibenvorfällen? Besuchen Sie mich in meiner Physiotherapie Praxis in Hamburg Altona , Friedensallee 41, und wir besprechen gemeinsam mögliche Behandlungsschritte. Vereinbaren Sie jetzt einen Termin unter der Nummer 040 64566577  oder schreiben Sie mir eine E-mail  – ich freue mich auf Ihre Nachricht!